Unser Boden ist die Grundlage für alles Wachstum und Leben, die Mutter und Lunge der Erde, die alles nährt und versorgt. Ihm gilt unsere Hochachtung! Nur mit einem gesunden und nährreichen Boden kann der Grundstein für das Wachstum der Reben gelegt werden. Die Rebe nutzt den Boden als Nährstoff- und Wasserreservoir sowie zur Verankerung. Zudem beeinflusst er das Mikroklima und nimmt somit großen Einfluss auf das Rebwachstum und die Reife der Trauben. Er verbindet Erdreich und Himmel und lässt Schönheit und Wunder erblühen. Ein lebendiger Organismus, der sich auf der ganzen Welt in seinen tausend verschiedenen Schichten zeigt und eine enorme Vielseitigkeit zutage bringt. Er ist zum Teil ähnlich und doch an jedem Ort einzigartig. Durch den Wein erhalten wir die Möglichkeit, ihn zu riechen und zu schmecken.
Sein tiefes Spektrum unter der Erde können wir zum Teil nur erahnen, aber wenn wir ihn mit unseren Füßen betreten, können wir ihn spüren – manchmal sanft, an anderen Orten stark und kraftvoll. Ein Wunderwerk, das wir mit Bedacht betreten und behandeln sollten. Für uns ist der Boden ein besonderer und wichtiger Bestandteil, der uns in unserer täglichen Arbeit in den Weinbergen begleitet. Wir als Winzerfamilie achten, ehren, bewundern und lieben ihn und bewirtschaften ihn mit Sorgfalt. Vor allem auch bei der Weinbereitung handeln wir nach unserer inneren Überzeugung und unseren Werten. Der Wein soll möglichst unverfälscht und klar sein. Jeder soll in unseren Weinen den Ursprung seines Daseins wahrnehmen und schmecken können.
Der Boden in unseren Weinlagen in Rheinhessen ist geprägt von Löss/Tschernosem und Löss/Pararendzina. Die Schichten sind zum Teil bis zu 13 Meter tief und somit sehr tiefgründig. Im Laufe der Jahre, bzw. nach ca. 30–40 Jahren, können die Reben eine ebenso tiefe Verwurzelung aufweisen. Je älter sie werden, desto vielfältiger werden die Informationen, die durch den Boden an die Reben weitergegeben werden. Zudem haben die Böden einen hohen Humusanteil, sind somit sehr fruchtbar und besitzen eine gute Speicherfähigkeit für pflanzenverfügbares Bodenwasser. Ebenso weisen sie eine ausreichende Durchlüftung auf, sind nährstoffreich und verfügen über hohes Wuchspotenzial. Der daraus entstehende Weinstil ist fruchtbetont, mineralisch und vor allem vielseitig.
Lasst uns das Wunderwerk Boden bei jedem Schluck Wein gebührend ehren!
Die Luft – wir sind täglich von ihr umgeben, wir atmen sie ein und aus, sie bringt Energie, reinigt und umströmt Erde, Menschen, Tiere und Pflanzen. Durchlässig, unsichtbar und doch essenziell und von unwahrscheinlich hoher Bedeutung, vor allem für das Wachstum und die Entwicklung der Weinreben. Sie filtern die Luft, nehmen die Stoffe in ihre Struktur auf und geben sie an den Boden ab.
Ebenso ist die Sonne ein wichtiger Faktor des Klimas, denn ohne Licht kein Leben. Sie wärmt unseren Planeten und gibt allem Leben Energie. Sie lässt unsere Reben wachsen und gedeihen. Kraftvoll strahlt sie ihre Liebe und ihr Licht aus. Zum Teil zeigt sie sich intensiv und hitzig. Von ihrem oftmals glühenden Feuer zeigen sich die Reben lange unberührt, solange die Wasserspeicher im Boden gut gefüllt sind.
Der Regen bzw. das Wasser durchdringt die Erdschichten, nährt und versorgt die Weinreben. Im Verbund mit Luft, Sonne und Wasser entsteht Wachstum und alles Leben erblüht auf der Erde.
Die Region Rheinhessen ist eine der sonnenreichsten und trockensten Regionen Mitteleuropas und somit eines der vier großen Trockengebiete Deutschlands. Der Niederschlag ist im Durchschnitt für deutsche Verhältnisse gering, und die Sonnenscheindauer ist die höchste aller deutschen Weinanbaugebiete. Dies bildet eine gute Grundlage für die Reifemöglichkeit der Trauben. Die Blüten, die Fruchtansätze und die Trauben selbst benötigen viel Wärme und Sonnenlicht, um zu wachsen. Der Herbst und Winter sind meist mild, was die Frostgefahr reduziert. Je nach Weinlage und deren Klima zeigen sich im Wein sehr unterschiedliche Ausprägungen von Frucht und Körper, Zugänglichkeit und Verschlossenheit sowie die Balance von Süße und Säure.
Doch das Klima ist keine Konstante, die sich immer ausgeglichen und optimal zeigt. Es kann sanft, aber auch kraftvoll und sehr stark sein. Früher war es oft gleichmäßig und zum Teil gut vorhersehbar. In den letzten Jahren zeigt es sich häufig ganz anders als erwartet und stellt uns als Winzer und auch die Reben vor Herausforderungen. Da hilft nur, die Ruhe zu bewahren und dem Prozess des Lebens zu vertrauen. Denn in allen Veränderungen und Extremen liegen immer auch neue Möglichkeiten. Also schreiten wir mutig voran, nehmen jede Welle unseres Klimas so, wie sie kommt, und machen das Beste daraus.
Urheberrecht © 2024 Nicole Hofmeister. Alle Rechte vorbehalten.